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Australian Cattle Dog und Chihuahua Zucht

Geschichte des Australian Cattle Dogs

Quelle: M.Harvey/WILDLIFE

Die Geschichte des Australian Cattle Dog beginnt in den 1830er Jahren in New South Wales, Australien. Thomas Hall (1808-1870), Sohn eines britischen Auswanderers, war Besitzer eine Rinderfarm in der Region von Sydney. Seine Rinder weideten frei im nördlichen Umland, um dann in guter Kondition zum Verkauf eingefangen und in Gatter getrieben zu werden. Das Weideland war riesig (15.000 bis 20.000 Hektar) und nicht eingezäunt.

Das Zusammentreiben der vielen hundert halbwilden Rinder auf diesem riesigen Gebiet gestaltete sich immer schwieriger je mehr der Hall'sche Besitz anwuchs. Thomas Hall brauchte dringend gute Arbeitshunde und begann selbst ein Zuchtprogramm.Thomas Hall kannte Dingos und ihre hervoragende Anpassung an den harten australischen Kontinent. Er hielt selbst Dingos in seiner Station Dartbrook und sie sollten eine wichtige Rolle bei der Entwicklung seines maßgeschneiderten Arbeitshundes spielen. Außerdem importierte er zwei Northumberland Drovers Dogs. Dieser Hunde waren seinen Eltern noch aus ihrer Zeit in England vertraut. Robbie Hall, ein Familienforscher aus Northumberland, fand heraus, dass im Hall'schen Familienbesitz an der schottischen Grenze blau gesprenkelte Drovers Dogs gezielt auf Farbe gezüchtet wurden. Diese englischen Hütehunde brachten ihre blaue Farbe als Erbe für den Australian Cattle Dog mit.

Nipper, 1899, gezüchtet von Henry Bagust (Bild: Noreen Clark)

In Dartbrook kreuzte Thomas Hall diese blau gesprenkelten Drovers Dogs mit seinen Dingos. Es sind keine Zuchtunterlagen erhalten geblieben, aber um 1840 hatte Hall ein zufrieden stellendes Resultat mit erreicht, das in der Region als "Halls Heeler" bekannt werden sollte. In diesen Anfangszeiten war die Selektion der Hunde sehr hart. Nur etwa die Hälfte der Welpen dürfte überlebt haben, denn Parasiten, Infektionskrankheiten und die extremen Temperaturbedingungen forderten ihren Tribut. All jene, die das Erwachsenenalter erreichten aber nicht arbeiteten, wurden höchstwahrscheinlich als nutzlos erschossen. Die übrigen sahen täglich dem Tod in Gestalt von Schlangenbissen und Huftritten ins Gesicht oder erlitten sonstige Verletzungen im harten, dornigen Buschland. Manche der Verletzten und Lahmen mögen aufgrund ihrer guten Arbeitsleistung zur Zucht verwendet worden sein, doch für die übrigen gab es wohl eine gnädige Kugel.

Somit ist es unwahrscheinlich, dass Thomas Hall zu seinen Lebzeiten mehr Hunde als für den Eigenbedarf hätte produzieren können. Erst nach seinem Tod im Jahre 1870 wurden die begehrten Halls Heeler allgemein verfügbar.Die Familien Hilier und Lanagan sowie vor allem Henry Bagust (1960-1914) züchteten rote und blaue Cattle Dogs auf Grundlage der Halls Heeler, und allmählich drang die Rasse auch in die Ausstellungsringe Sydneys vor, woher die meisten erhaltenen Unterlagen über die Frühzeit der Rasse stammen.

Little Logic, 1939 (Bild: Noreen Clark)

In der ersten Hälfte des 20.Jhdt. wurden glaubwürdigere und fragwürdigere Versionen über die vermutlichen Ursprünge des ACD publiziert. Robert Kaleski (1877-1961), der den ersten Rassestandard aufstellte, gehört zu den Urhebern jener Artikel. Zu den von Kaleski aufgestellten und unausrottbaren Mythen gehören die Einkreuzung von einerseits Dalmatiner um Pferdefreundlichkeit und andererseits Australian Kelpie um Hüteleistung zu erreichen. Interessanterweise hat Kaleski selbst in seinem frühesten Artikel 1911 den Australian Cattle Dog als einen gut durchgezüchteten, hervorragenden Hütehund beschrieben, der dem Rinderhirten zu Pferden unermüdlich gefolgt wäre und auch die Köpfe des Viehs gearbeitet hätte. Dieser Beschreibung nach bestand also gar kein Bedarf an den erwünschten Eigenschaften, die die Einkreuzung von Dalmatiner und Kelpie bewirken sollten, weil sie schon da waren.

Wooleston Blue Jack (Bild: Noreen Clark)

Erst in seinen späteren Artikeln zeichnet Kaleski ein anderes Bild. Vermutlich postulierte er die Verwendung dieser beiden Rassen, um die Farbe des ACD zu erklären. Allein von der Farbgenetik her ist dies gerade beim Dalmatiner höchst unwahrscheinlich, da dessen Tupfen von einem rezessiven Gen herrühren, welches beim ACD nicht vorkommt.

Inzwischen ist ziemlich sicher, dass der heutige ACD vor allem Dingos und Britische Hütehunde unter seinen Ahnen hat. Einkreuzungen anderer Rassen mögen durchaus stattgefunden haben, aber es ist mehr als fraglich, ob sich diese Zuchtprodukte in der heutigen Population erhalten haben.

Robert Kaleski mit seinem Champion "Stanmore Ruby" (Bild: Kaleski)


Im Jahr 1903 stellte Robert Kaleski den ersten Rassestandard auf. Großen Einfluß auf das weitere Zuchtgeschehen hatte der 1939 geworfene "Little Logic." Little Logic wurde von Arch Bevis von dem Hillview-Kennel erworben und als Deckrüde massiv eingesetzt. Er hatte 140 eingetragene Welpen. Ende der 1950er hatten fast alle registrierten ACD diesen Rüden in ihrem Pedigree. Aus seinem letzten eingetragenen Wurf stammt sein berühmtester Sohn, der 1949 geworfene "Logic Return" welcher 70 eingetragenen Welpen produzierte. Einer seiner Söhne war "Trueblue Patches“, dessen Enkel "Wooleston Blue Jack" ebenfalls massiv in der Zucht eingesetzt wurde. Mit dem Ergebnis, dass alle oder fast alle ACD, die seit 1990 geworfen wurden, von Wooleston Blue Jack
abstammen.




Quellennachweis:
Noreen Clark, A Dog Called Blue (2003)